„Meine Arbeit ist stressig.“ Diese Klage kennen wir alle. Jetzt aber macht das gegenteilige Leiden von sich reden: Bore-out – Langeweile im Beruf, die krank macht.
Das Steak an Tisch eins, den Wein an Tisch fünf. Jetzt schnell den Spinat. Mist, zu spät. Und wohin mit der Suppe? Falsch, verdammt … Die Kunden zürnen, der Küchenchef enthauptet mich persönlich. Aus und vorbei auf Level zwei. „Serve or die“: So heißt ein beliebter, virtueller Kellnerspaß – der mit der werktäglichen Wirklichkeit wahrscheinlich mehr zu tun hat, als so manchem Arbeitgeber lieb ist. Denn das launige Spielchen flimmert, wie viele andere, nicht nur über private Computerbildschirme, sondern landauf, landab in unzähligen Büros, Agenturen und Amtsstuben.
Allerdings nicht etwa als kreativer Pausenfüller, sondern als Ausdruck bohrender Langeweile. Im Klartext: während der Arbeitszeit. Kann nicht sein, denken Sie, unmöglich! Weil sich auf Ihrem Schreibtisch Berge unerledigter Aufträge türmen und Sie nicht wissen, wo Ihnen der Kopf steht? Und weil eigentlich alle Ihre Freunde über tierischen Stress im Job klagen? Das kann, Sie und Ihre Bekannten gern ausgenommen, trotzdem sein. Denn viel um die Ohren zu haben ist heute angesagt. Es suggeriert, dass man gefragt ist, unentbehrlich, eben wichtig – und gilt sozusagen als sozial erwünscht.
Minuten zählen bis zum Feierabend
Wer dagegen kokettiert schon damit, nichts zu tun zu haben? Morgens ein paar E-Mails rausgehauen und dann bis Feierabend die Minuten gezählt? Das kommt nicht gut an in unserer Leistungsgesellschaft. Doch genau in diesem Dilemma – ich hab nichts zu tun, hoffentlich merkt’s keiner – stecken nach persönlichen Erfahrungen und Recherchen der Schweizer Unternehmensberater Philippe Rothlin und Peter R. Werder leider immer mehr Arbeitnehmer.
„Bore-out“, wörtlich „ausgelangweilt sein“, nennen die Buchautoren dieses Phänomen – im Gegensatz zum längst anerkannten Krankheitsbild der chronischen Erschöpfung durch Überlastung, kurz Burn-out. Doch ähnlich wie dieses kann auch das Bore-out krank machen. FIT FOR FUN nennt die wichtigsten Ursachen und sagt, unter welchen Umständen sogar ein Jobwechsel zu empfehlen ist. Unser Test verrät Ihnen zudem, ob auch Sie womöglich vom Bore-out bedroht sind.
Allerdings nicht etwa als kreativer Pausenfüller, sondern als Ausdruck bohrender Langeweile. Im Klartext: während der Arbeitszeit. Kann nicht sein, denken Sie, unmöglich! Weil sich auf Ihrem Schreibtisch Berge unerledigter Aufträge türmen und Sie nicht wissen, wo Ihnen der Kopf steht? Und weil eigentlich alle Ihre Freunde über tierischen Stress im Job klagen? Das kann, Sie und Ihre Bekannten gern ausgenommen, trotzdem sein. Denn viel um die Ohren zu haben ist heute angesagt. Es suggeriert, dass man gefragt ist, unentbehrlich, eben wichtig – und gilt sozusagen als sozial erwünscht.
Minuten zählen bis zum Feierabend
Wer dagegen kokettiert schon damit, nichts zu tun zu haben? Morgens ein paar E-Mails rausgehauen und dann bis Feierabend die Minuten gezählt? Das kommt nicht gut an in unserer Leistungsgesellschaft. Doch genau in diesem Dilemma – ich hab nichts zu tun, hoffentlich merkt’s keiner – stecken nach persönlichen Erfahrungen und Recherchen der Schweizer Unternehmensberater Philippe Rothlin und Peter R. Werder leider immer mehr Arbeitnehmer.
„Bore-out“, wörtlich „ausgelangweilt sein“, nennen die Buchautoren dieses Phänomen – im Gegensatz zum längst anerkannten Krankheitsbild der chronischen Erschöpfung durch Überlastung, kurz Burn-out. Doch ähnlich wie dieses kann auch das Bore-out krank machen. FIT FOR FUN nennt die wichtigsten Ursachen und sagt, unter welchen Umständen sogar ein Jobwechsel zu empfehlen ist. Unser Test verrät Ihnen zudem, ob auch Sie womöglich vom Bore-out bedroht sind.
Mathias Heinze
Die Gründe
Beschäftigungslücken und Routine
Wenn Sie nur gelegentlich eine Beschäftigungslücke mit einem Schwätzchen unter Kollegen oder einer privaten Internetrecherche überbrücken – geschenkt.
Kritischer wird es, wenn sich an Ihrem Schreibtisch regelmäßig Langeweile breitmacht. „Ein qualifizierter Buchhalter, der nur Zahlenkolonnen addieren soll, wird dies als Erniedrigung empfinden; es entsteht Stress durch Unterforderung“, sagt Dr. Uwe Ricken, Vorsitzender des Bundesverbands selbstständiger Arbeitsmediziner und freiberuflicher Betriebsärzte e. V. „Typische Symptome sind Konzentrations- und Schlafstörungen, Antriebslosigkeit, Vergesslichkeit bis hin zu Depressionen.“ Peter R. Werder ergänzt: „Das beschränkt sich irgendwann nicht mehr nur auf den Job. So was pflanzt sich ins Private fort und löst unter Umständen einen sozialen Rückzug aus.“ Neben chronischer Unterbeschäftigung haben die Schweizer Autoren einen zweiten wichtigen Grund für Unterforderung ausgemacht: Routine.
Der Laden läuft, aber …
Die Arbeit erschöpft sich in immer gleichen Abläufen. Der Blick über den Tellerrand ist nicht erwünscht, dafür Schema F. Das Resultat: Ihr Chef ist glücklich, weil der Laden läuft – aber Sie? „Ich habe das Gefühl, meine Hirnzellen kann ich inzwischen an einer Hand abzählen“, klagt eine Betroffene in einem Internet-Forum zum Thema (www.boreout.com). Die Tage ziehen sich wie Kaugummi, gähnende Langeweile und Lustlosigkeit gehen Hand in Hand. Doch der Arbeitnehmer lässt sich nichts anmerken. Projektleiter beispielsweise schieben ihr Projekt jeden Tag nur ein klitzekleines Stück voran. So dauert es ewig, trotzdem können sie immer etwas vorweisen. Arbeit flachwalzen nennen Rothlin und Werder diese Strategie. Die Aktenkofferstrategen hingegen nehmen sich jeden Abend einen Schwung Arbeit mit nach Hause. Aber weder lüften sie daheim das Köfferchen noch im Betrieb ihr eigentliches Problem.
Der Laden läuft, aber …
Die Arbeit erschöpft sich in immer gleichen Abläufen. Der Blick über den Tellerrand ist nicht erwünscht, dafür Schema F. Das Resultat: Ihr Chef ist glücklich, weil der Laden läuft – aber Sie? „Ich habe das Gefühl, meine Hirnzellen kann ich inzwischen an einer Hand abzählen“, klagt eine Betroffene in einem Internet-Forum zum Thema (www.boreout.com). Die Tage ziehen sich wie Kaugummi, gähnende Langeweile und Lustlosigkeit gehen Hand in Hand. Doch der Arbeitnehmer lässt sich nichts anmerken. Projektleiter beispielsweise schieben ihr Projekt jeden Tag nur ein klitzekleines Stück voran. So dauert es ewig, trotzdem können sie immer etwas vorweisen. Arbeit flachwalzen nennen Rothlin und Werder diese Strategie. Die Aktenkofferstrategen hingegen nehmen sich jeden Abend einen Schwung Arbeit mit nach Hause. Aber weder lüften sie daheim das Köfferchen noch im Betrieb ihr eigentliches Problem.
7 Tipps
So werden Sie glücklich im Job
Auf einer ungesunden Basis bildet sich ein weiteres schleichendes Gift: Desinteresse. „Was geht mich das hier alles an? Hat meine Arbeit irgendeinen Einfluss?“
Ganz klar: Dieses Problem ist am größten, wo Spezialisierung und Zerlegung des Arbeitsablaufs weit fortgeschritten sind. Konkret: Wer beim Brainstorming in der Werbeagentur seinen Senf dazugeben darf, spürt noch eine Verbundenheit mit dem späteren Produkt. Wenn dagegen der Koch in der Großküche nur Kartoffeln auf den Teller legt, schöpft er sein kreatives Potenzial nicht aus – das frustriert. Aber die Lage ist keinesfalls hoffnungslos. Der erste Schritt in eine ausgefüllte Zukunft heißt: Offenheit.
Eigene Zufriedenheit erhöhen
„Wer sich selbst im Team aktiv mit Ideen zur Arbeit einbringt und die Leistung von Vorgesetzten und Kollegen anerkennt, wird selbst anerkannt. Und läuft so weniger Gefahr, mit stupiden Arbeiten abgespeist zu werden“, sagt Dr. Ricken. Unsere sieben Basics für garantiert mehr Lust im Job (siehe Bildergalerie) verraten, was Sie sonst noch tun können.
Über unkonventionelle Wege aus dem Dilemma tauschen sich Leidgeprüfte zudem im Internet aus: „Ich habe meinem Lebensgefährten ernsthaft vorgeschlagen, dass wir ein Kind bekommen sollten, damit ich in Elternzeit auf eine Halbtagsstelle reduzieren kann.“ Antwort: „Du kannst auch ohne Kind reduzieren, wenn ihr es euch leisten könnt. Du darfst dich nur nicht darum scheren, was die Leute denken.“
Eigene Zufriedenheit erhöhen
„Wer sich selbst im Team aktiv mit Ideen zur Arbeit einbringt und die Leistung von Vorgesetzten und Kollegen anerkennt, wird selbst anerkannt. Und läuft so weniger Gefahr, mit stupiden Arbeiten abgespeist zu werden“, sagt Dr. Ricken. Unsere sieben Basics für garantiert mehr Lust im Job (siehe Bildergalerie) verraten, was Sie sonst noch tun können.
Über unkonventionelle Wege aus dem Dilemma tauschen sich Leidgeprüfte zudem im Internet aus: „Ich habe meinem Lebensgefährten ernsthaft vorgeschlagen, dass wir ein Kind bekommen sollten, damit ich in Elternzeit auf eine Halbtagsstelle reduzieren kann.“ Antwort: „Du kannst auch ohne Kind reduzieren, wenn ihr es euch leisten könnt. Du darfst dich nur nicht darum scheren, was die Leute denken.“
Buchtipps
In „Diagnose Boreout“ erhellen Philippe Rothlin und Peter R. Werder, warum Unterforderung im Job krank macht (RedlineWirtschaft, 17,90 Euro)
„Finde den Job, der dich glücklich macht“ – dabei hilft der Karriere-Navigator der Autorin Angelika Gulder (Campus, 19,90 Euro)
Nach einem Jahr
Der Point of no return
Die Buchautoren und Unternehmensberater Philippe Rothlin und Peter R. Werder sprechen im FIT-FOR-FUN-Interview über den Teufelskreis des Nichtstuns.
Wie sind Sie auf das Problem der Unterbeschäftigung aufmerksam geworden? Waren Sie selbst betroffen?
Eigene Erfahrungen haben wir insofern, als wir auf unseren beruflichen Stationen Leuten begegnet sind, bei denen wir uns gefragt haben: Was machen die eigentlich den ganzen Tag? Die zweite Quelle sind Umfragen zum Thema Stress am Arbeitsplatz. Da kommt immer raus, dass rund 30 Prozent betroffen sind, und diese Zahl wird sehr betont. Aber was ist eigentlich mit den anderen 70 Prozent?
Die leiden alle unter Bore-out?
Sicher nicht. Aus den Erhebungen lässt sich ableiten, dass für die Mehrheit die Belastung am Arbeitsplatz gerade richtig ist. Aber die Zahl der chronisch Unterforderten steigt.
Warum sollte man etwas dagegen tun?
Einerseits, um sich gesundheitliche Probleme zu ersparen. Andererseits, weil berufliche Fähigkeiten verloren gehen, wenn man dauerhaft unter seinen Möglichkeiten beschäftigt ist. Leider bemühen sich rund 90 Prozent der Gelangweilten gar nicht um mehr oder andere Arbeit.
Was macht es so schwer?
Viele genießen zunächst das Nichtstun. Aber wenn sich abzeichnet, dass man nicht genug zu tun hat, sollte man das sofort ansprechen. Nach einem Jahr trauen sich viele schon nicht mehr. Andere, bei denen die Unterforderung aus der Routine oder einer langen Betriebszugehörigkeit erwächst, sollten am besten ganz konkrete Vorschläge machen, wie sie sich stärker einbringen können und wollen.
Und ein Jobwechsel?
Ist oft nicht einfach. Viele haben nicht den Mut oder den finanziellen Spielraum. Oder Freunde bremsen, die sagen: Mensch, was Besseres kann dir doch gar nicht passieren – kein Stress und trotzdem so gut bezahlt.
Wer ist hauptsächlich betroffen?
Bore-out gibt es in allen Bildungsschichten und Branchen. Es ist auch keine Frage der Hierarchie, eher von Eigentum: Selbstständige sind daher weitaus seltener betroffen.
Eigene Erfahrungen haben wir insofern, als wir auf unseren beruflichen Stationen Leuten begegnet sind, bei denen wir uns gefragt haben: Was machen die eigentlich den ganzen Tag? Die zweite Quelle sind Umfragen zum Thema Stress am Arbeitsplatz. Da kommt immer raus, dass rund 30 Prozent betroffen sind, und diese Zahl wird sehr betont. Aber was ist eigentlich mit den anderen 70 Prozent?
Die leiden alle unter Bore-out?
Sicher nicht. Aus den Erhebungen lässt sich ableiten, dass für die Mehrheit die Belastung am Arbeitsplatz gerade richtig ist. Aber die Zahl der chronisch Unterforderten steigt.
Warum sollte man etwas dagegen tun?
Einerseits, um sich gesundheitliche Probleme zu ersparen. Andererseits, weil berufliche Fähigkeiten verloren gehen, wenn man dauerhaft unter seinen Möglichkeiten beschäftigt ist. Leider bemühen sich rund 90 Prozent der Gelangweilten gar nicht um mehr oder andere Arbeit.
Was macht es so schwer?
Viele genießen zunächst das Nichtstun. Aber wenn sich abzeichnet, dass man nicht genug zu tun hat, sollte man das sofort ansprechen. Nach einem Jahr trauen sich viele schon nicht mehr. Andere, bei denen die Unterforderung aus der Routine oder einer langen Betriebszugehörigkeit erwächst, sollten am besten ganz konkrete Vorschläge machen, wie sie sich stärker einbringen können und wollen.
Und ein Jobwechsel?
Ist oft nicht einfach. Viele haben nicht den Mut oder den finanziellen Spielraum. Oder Freunde bremsen, die sagen: Mensch, was Besseres kann dir doch gar nicht passieren – kein Stress und trotzdem so gut bezahlt.
Wer ist hauptsächlich betroffen?
Bore-out gibt es in allen Bildungsschichten und Branchen. Es ist auch keine Frage der Hierarchie, eher von Eigentum: Selbstständige sind daher weitaus seltener betroffen.
Job-Test
Sind Sie vom Bore-out betroffen?
Droht Ihnen die große Langeweile im Job? Oder ist sie gar schon da? Erkennen Sie frühzeitig die Symptome mit unserem Test.
In der Arbeitswelt hat sich zum bekannten Burn-out-Syndrom das Bore-out gesellt. Die Arbeit langweilt, unterfordert, irgendwann resigniert der Mitarbeiter und erkrankt im schlimmsten Falle. Falsche oder zu wenige Aufgaben können die Ursache sein. Unser Test sagt Ihnen, ob Sie zufrieden sind an Ihrem Arbeitsplatz oder vielleicht doch über einen Jobwechsel nachdenken sollten.
Deutsch: Buch link, "Don't Panic: Du bist nicht allein"
Empfehlung von Business Doctors: www.Business-doctors.at
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